ISLA Yoga & Ayurveda

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Why we Ommmm


Als schüchterner Mensch und Yogalehrerin musste ich mich anfänglich ziemlich überwinden, um mit meiner Klasse OM zu singen. Meine Ausrede war, dass ich nicht so eine tolle Stimme habe. Irgendwann gab ich mir einen Ruck und überwand mich. Denn selber liebe ich es, in einer Klasse zu sitzen, wo eine Welle von OMs den Raum zum schwingen bringt.

Doch woher kommt eigentlich das OM und warum, singen wir es überhaupt?

 

Mantra als Meditationstechnik

Generell verkörpert ein Mantra die Göttin «VāC», sie ist die Göttin der Rede. Darunter kann eine Art urgöttliche Kraft Shakti verstanden werden, die als Mutter der Veden (1500–500 v. Chr.) und von altindischen Kulturen verehrt wurde.

Mantra bedeutet «Instrument des Denkens». Ich würde es sogar als das einsgerichtete Denken verstehen. Denn Mantren funktionieren wie Meditations-Techniken und wirken mittels ihrer wellenartigen Vibration konzentriert auf einen Punkt im Körper.

In der vedischen Opferkultur war das Mantra eines der wichtigsten Techniken, um im Ritual die Götter herbeizurufen, oder überhaupt als Opferpriester handeln zu können. Diese Rituale waren nur bestimmten Kasten und Männern vorbehalten. Diese mussten «Fit for Sacrifice» sein. Heisst, sie mussten bestimmte Bedingungen und Standards der Reinheit erfüllen, um sakrale Handlungen auszuführen. 

In den Texten der Upanisaden (800 v. Chr.) erhalten die Mantren eine neue Funktion. Sie sind neu Werkzeug für die Introspektion. Einzelnen Mantren werden sogar bestimmte Kräfte und symbolische Bedeutungen zugewiesen. Das wohl bekannteste Mantra ist OM.

 

Die Bedeutung von OM

Die Mandukya-Upanisad, die ein Kapitel der Upanisaden bildet, widmet sich umfänglich der Bedeutung der Silbe OM: «OM ! Diese Silbe ist die ganze Welt. Das Vergangene, das Gegenwärtige und das Zukünftige, dieses alles ist der Laut OM. Und was ausserdem noch über die drei Zeiten hinausliegt, auch das ist der Laut OM.» (aus der Mandukya-Upanisad). Klingt ziemlich allumfassend. Und es gibt zahlreiche Analogien zu den jeweiligen Bestandteilen der Silben und ihrer Bedeutung wie diese hier: 

A-U-M (.)

A = Wachzustand

U = Traumzustand

M = Tiefschlaf

(.) = Turya

Kurz gesagt, scheint OM für das ganze Universum zu stehen. Ob das auch wirklich der Sound des Universums ist, beweist die NASA mit diesen Tonaufnahmen aus dem All, die durchaus überraschen.

 

Wirkung der Mantras
Doch es gibt weit mehr Gründe, um das OM als den Klang des Universums zu verstehen. Die Yogis gingen schon vor den Wissenschaftler und Quantenphysiker davon aus, dass alles in der Natur und im Universum eine Schwingung hat, sozusagen einen eigenen Pulsschlag hat: Man denke dabei an Radiowellen oder an das Vibrieren einer Klangschale. Das Mantra OM vibriert auf einer Frequenz von 432 Herz. Diese sei die gleiche Vibration wie in der Natur vorherrsche. Demzufolge verbinden wir uns beim Chanten von OM wieder mit der Natur, in dem wir uns in die gleiche Frequenz «einsingen». Mehr noch, wenn wir OM in der Gruppe singen, verbinden wir uns und schwingen einen Moment auf der gleichen Wellenlänge. Ein ziemlich gutes Gefühl.


Auf der physischen Ebene wirkt das Mantra wie eine Meditation. Gerade das rhythmische Wiederholen fährt das Nervensystem runter und erlaubt auch den Geist, die Vrittis, zu beruhigen. Auf der feinstofflichen Ebene – je nach Schule – bringt OM als Bija-Mantra die Energiezentren Ajna-Chakra oder Sahasara-Chakra zum schwingen. Patanjali spricht dem OM sogar eine Kraft zu, die jegliche Hindernisse aus dem Weg räumen vermag: «Ihre der heiligen Silbe stete Wiederholung ist Vergegenwärtigung ihres Sinnes. Daher (kommt) die Erlangung von einwärts gerichteter Wahrnehmung und auch das Verschwinden der Hindernisse. Diese Hindernisse, Bewusstsein-Zerstreuungen sind: Krankheit, Trägheit, Zweifel, Unbesonnenheit, Müssiggang, Haltlosigkeit, Verblendung, Nichterreichen einer Stufe, Unbehaglichkeit.» Patanjali I:28.-30. Also ab in die nächste Klasse und beim OM jetzt auch mitsingen.