Wieviel Essen tut mir gut?
Kennst du das? Du schöpfst dir noch einen Teller und noch einen Teller, obwohl du gar nicht mehr hungrig bist. Und dann gibt's obendrauf noch ein Stück Schokolade, dann noch etwas Kuchen. Vor dem Fernsehen kommen noch ein paar Nüsse und Chips dazu. Ganz ehrlich, das haben wir doch alle schon mal gemacht. Wenn das eine Ausnahme ist, keine Problem, aber wenn du dich regelmässig dabei ertappst, müssen wir genauer hinschauen. Den deine Verdauung wird einerseits ständig überarbeitet und zweitens kommt der emotional-psychologische Aspekt dazu. Warum überladen und überessen wir ständig?
Wann ist genug?
Aber first things first, was bedeutet es denn überhaupt für dich persönlich eine ausreichende Menge an Nahrung pro Mahlzeit zu dir zu nehmen?
Im Ayurveda messen wir die ideale Essensmenge mit der Masseinheit «Anjali». Ein Anjali ist die Menge an Getreide, die in deine Handinnenflächen passt. Zwei Anjalis reichen aus, um deinen Magen zu füllen. Genau deshalb haben manche Menschen grössere Hände und Mägen und andere eben kleinere. Teste es gleich, nimm die Hände vor dich, forme zwei Schalen. Na?
Eine weitere Regel, die sehr einleuchtet, ist dass wir beim Essen ein Drittel des Magens mit fester Nahrung füllen, ein Drittel mit flüssiger Nahrung und ein Drittel leer lassen. So hat der Magen genug Luft und Platz, um den Nahrungsbrei zu bewegen und zu verarbeiten. Probiere es unbedingt mal aus. idealerweise fühlen wir uns nach dem Essen leicht und gesättigt.
100 Schritte nach dem Essen
Besonders gut ist es, wenn wir nach dem Essen 100 Schritte an der frischen Luft gehen. Und uns erst danach kurz hinlegen, idealerweise auf die linke Körperseite, also in Richtung des Magens und des Verdauungsprozesses. Dabei bitte nicht einschlafen, und maximal 20 Minuten eine Siesta oder noch besser ein Yoga Nidra machen. Sobald man in den Tiefschlaf fällt wird Agni, das Verdauungsfeuer gestoppt, der Nahrungsbrei bleibt sozusagen im Verdauungstrakt hängen und gärt schön vor sich hin.
Das regelmässige Überessen hat aber auch eine tiefere psychologischere Bedeutung. Für mich hat es auch etwas mit den typischen Ausprägungen der Dosha-Typen zu tun.
Nenne es «Binge-Eating», nenne es «emotionales Essen», nenne es, wie du willst – ja ich bin guilty of it und es ist nicht gesund! Nicht gesund, weil mit diesem Essverhalten, etwas tiefere überdeckt wird, dass wir uns nicht erlauben zu artikulieren oder anzugehen im Leben.
Die Gründe dafür können ganz unterschiedlich sein. Wir retoxen heimlich abends, nur um am nächsten Tag wieder total streng zu detoxen. Aus meiner persönlichen Erfahrung manifestiert sich ein solches Essverhalten, wenn uns auf irgendeiner Ebene etwas fehlt. Man weiß oft nicht genau, was es ist, das fehlt, das man sich beispielsweise über Schokolade zurückgeben will. Ist es mehr Selbstvertrauen, Selbstliebe, fehlende Anerkennung von aussen oder ein verzerrtes Selbstbild?
Das Wonder Women-Phänomen
Wenn ich in die Bad-Food-Habits-Falle tappe hat das auch ganz oft mit dem «Wonder Women»-Phänomen zu tun, wie es Dana James in ihrem Buch «The Archetype Diet» sehr spannend erklärt: Tagsüber rockst du als Superwomen, Mitarbeiterin, beste Freundin, Ehefrau, Mutter und Tochter, erledigst den Haushalt, kochst und machst auch noch Extra-Aufgaben für den Verein, dein Kids, die kranke Grosstante… all deine Energie ging Tagsüber nach Aussen für Andere. Und am Abend willst du dir was zurückgeben, logisch, dann braucht es dieses Stück Schokolade, das Glas Rotwein, deine Lieblings-Keckse oder halt dein ganz spezifisches Ding (ja du weisst ganz genau, was es ist ), dass dir was gibst. Das Problem liegt aber tiefer. Wo gehen wir über unsere Grenzen, wo geben wir uns selbst nicht zurück, wo müssen wir unsere Grenzen klar und nett unseren Liebsten mitteilen. Vielleicht ist es nicht deine Aufgabe deine kranke Grosstante zu pflegen. Vielleicht anstatt immer Wonder Women und «perfekt» zu spielen, wäre es kraftvoller und heroischer zu sagen: «Hallo Leute, ich brauche Hilfe bei xyz.» und auch mal gut die Dinge delegieren und ans Universum abzugeben und Danke, dass das für dich erledigt wird.
Eine Pitta-Kapha/Kapha-Pitta Problematik?
Aus ayurvedischer Perspektive ist das Wonder Women-Phänomen ein Problem von Pitta- und Kapha-dominanten Konstitutionstypen. Pitta-dominante Menschen mögen es hohe Ziele zu stecken und wollen alles im Griff haben, und natürlich zur Perfektion erledigt haben. Davon kann ich ein Lied singen. Menschen die auch noch Kapha in ihre Konstitution mitbringen, haben von Natur aus sehr viel Kraft und Energie, dazu können sie schlecht nein sagen. Gepaart mit Pitta kann das schnell mal in die Burnout-Falle geleiten. Der Vata-Typ hingegen neigt eher dazu, das Essen komplett zu vergessen oder gar nicht mehr zu essen, wenn es ihm oder ihr emotional nicht gut geht. Aber auch dieser Typ ist von der Knabber-Kecks-Falle nicht verschont. Ich könnte noch ewig zu diesem Thema Gedanken teilen, lasst mich aber mit was praktischen enden. Wenn du dich wieder einmal dabei erwischst, dass du zu viel isst, obwohl du keinen Hunger hast:
Schreibe auf, was dich genervt hat oder was dir zurzeit fehlt, und gehe es aktiv an, anstatt selbstdestruktiv zu essen.
Anstatt nachzuschöpfen, stelle deine Lieblingsplaylist an und tanze drei Minuten zu deinem Lieblingslied
Oder verschliesse mit dem rechten Daumen dein rechtes Nasenloch und atme zehn Atemzüge lang nur durch die linke Seite ein und aus.
Ich hoffe, dieser Artikel war hilfreich, ich freue mich immer über den Ausstausch und deine Gedanken.